Sex Talk: 6 Dinge, die dein sexuelles Selbst nach einer Geburt herausfordern

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Liebe Superwoman, 

jetzt ist das Baby da, ihr habt euch schon ein bisschen eingeruckelt und es stellt sich irgendwann die Frage, wie und ab wann ihr als Paar wieder zurück zu eurer Sexualität findet. Möglicherweise fühlt sich euer gemeinsames Sexleben erstmal ziemlich weit weg an. Dein Körper hat sich verändert, und auch emotional und mental bist du gefordert. Das ist völlig in Ordnung!

Dein Körper bewältigt in Schwangerschaft, während und nach der Geburt absolute Höchstleistungen. Er bot zehn Monate das perfekte Zuhause für dein Kind und die wechselnden Bedürfnisse, bis es bereit ist, auf die Welt zu kommen und bewerkstelligt dann die Geburt. 

Egal auf welchem Weg das alles vonstatten ging, wie reibungslos (oder auch nicht) alles geklappt hat und wie du das alles psychisch mitgemacht und geschafft hast: Du hast allen Grund, unglaublich stolz auf dich und deinen Körper zu sein!

Die Frage danach, wie es mit eurem gemeinsamen Sexleben weitergehen soll, hast du dir mal gestellt oder stand zwischen euch schon mal im Raum?

Dann findest du in meinem fünf-teiligen Guide Unterstützung, um diese Phase der postnatalen Sexualität entspannt und selbstsicher zu navigieren.

Ich bin übrigens Amelie,

Sexologin und Mama von zwei kleinen Kindern. In meiner Arbeit unterstütze ich Menschen dabei, ihre Sexualität besser zu verstehen, sie lustvoll zu gestalten und sie schambefreit, in vollen Zügen genießen zu können. Dabei spreche ich besonders gerne über Themen, die Frauen dabei helfen, sich sexuell zu befreien.

SEx Education: Teil 1

Sechs Dinge, die dein sexuelles Selbst nach einer Geburt herausfordern können

Der Wiedereinstieg in die eigene Sexualität nach der Geburt ist ein Thema, über das selten gesprochen wird, obwohl es alle frischgebackenen Eltern betrifft. 

Erst einmal darfst du dir bewusst machen, dass es gute Gründe dafür gibt, warum bei vielen Frauen die Lust auf Sexualität und partnerschaftliche Intimität nach einer Geburt erstmal in den Hintergrund tritt. Ein paar der häufigsten Herausforderungen für die postpartale Sexualität findest du in diesem Artikel.

1. Dein Körper hat viel geleistet und sich verändert

Es kann sein, dass dir dein post-partum Körper erstmal etwas fremd ist. Vielleicht hast du Geburtsverletzungen, Schmerzen, einen ungewohnt weichen Bauch ohne Muskelkraft oder juckende Hämorrhoiden. Wenn du stillst, hast du eventuell prallste Brüste, deren Hauptaufgabe plötzlich das Füttern deines Kindes ist. Berührungen an Bauch und Busen sind unangenehm. Das alles ist erstmal: Not very sexy und kann es dir schwer machen, deinen Körper sinnlich-erotisch zu erleben. Und das ist ok und nicht für immer. 

 Dein Körper braucht nun Pflege und Zeit, um sich nach der Geburt zu erholen und zu regenerieren, insbesondere wenn du vaginal geboren hast oder falls es zu Komplikationen kam. Kümmere dich gut um ihn – pflege ihn mit Wochenbettsitzbädern, öle ihn ein, schlafe so viel wie eben möglich, denke daran zu trinken, zu essen und aufs Klo zu gehen (das vergisst die ein oder andere Mama gerne). 

Mit hoher Wahrscheinlichkeit sieht dein Körper erstmal deutlich anders aus als vor der Schwangerschaft. Manche Frauen fühlen sich dann nicht ganz so wohl. Gib dir Zeit, dich an deinen neuen Körper zu gewöhnen und dich in ihm wohlzufühlen.

2. Lustkiller Schlafentzug

Stress, Schlafmangel, Müdigkeit und Erschöpfung sind absolute Lustkiller – auch bei Menschen ohne Baby. Es ist eine absolut normale Reaktion deines Körpers auf eine Ausnahmesituation. Sobald wieder mehr Schlaf und Entspannung in dein Leben einziehen, werden wieder mehr Lustgefühle möglich.

3. Das Stillen verändert vieles

Das Stillen kann unterschiedliche Auswirkungen auf deinen sexuellen Körper haben. Bei einigen Frauen reduziert das Stillen ihr Verlangen nach Sex. Zum Beispiel, weil die Bedeutung der Brüste plötzlich nicht mehr vornehmlich sexuell ist, sondern vornehmlich für die Fütterung deines Babys reserviert ist. Außerdem tropft manchmal auch außerhalb der Stillzeiten Milch heraus, was für manche Menschen ein sexueller Turn-off ist.

Manche Frauen erleben während der Stillzeit auch Schmerzen beim Sex, weil durch die hormonelle Ausnahmesituation die Vaginalhaut in der Regel trockener ist als sonst. Mit Gleitgel kann man diese Phase ganz wunderbar überbrücken. Gute Neuigkeiten: Die vaginale Trockenheit verschwindet, sobald du abgestillt hast und stillbedingte Unlust auch. 

Es kann aber auch sein, dass du durch das Stillen besonders Lust bekommst. Zum einen, weil währenddessen das „Liebeshormon“ Oxytocin ausgeschüttet, welches dein allgemeines Wohlbefinden und das Gefühl von Nähe steigert, was auch eurer Partnerschaft zugutekommen kann. 

Ein gut gehütetes Geheimnis:

Außerdem, und das hier ist ein unnötig: Manche Frauen nehmen während des Stillens sexuelle Empfindungen und Erregung. Weil darüber kaum gesprochen wird, sind diese Frauen verunsichert oder schämen sich dafür. Dabei ist es ganz normal. Schließlich sind die Brustwarzen bei vielen Frauen eine erogene Zone, die beim Stillen eben stimuliert wird.

4. Neue Rolle, Aufgaben und Anforderungen

Die Geburt und die Anpassung an das Leben mit einem Neugeborenen können emotional sehr belastend sein. Oft nimmt dann die Sexualität erstmal eine untergeordnete Prio ein. Dazu kommt noch, dass in unserer Gesellschaft Mutterschaft selten in Verbindung mit einer aktiven Sexualität gebracht wird. Nicht wenigen Frauen fällt es schwer, sich als Mutter eine Sexualität zuzugestehen.  All das ist in Ordnung, solange du dich damit wohlfühlst.

5. Wenig Raum für dich

Du bist jetzt Mama und es gibt da einen kleinen Menschen, dessen Überleben und Wohlbefinden komplett von dir und ggf. deinem Partner oder deiner Partnerin abhängt. Du bist 24/7 damit beschäftigt, die Bedürfnisse deines Kindes zu erfüllen. Wahrscheinlich ist dein Fokus non-stop auf dein Kind gerichtet. Nicht selten vergessen neue Mütter, sich um ihre eigenen Grundbedürfnisse zu kümmern und fühlen sich regelmäßig überfordert von ihrer neuen Aufgabe. Nachdem sie sich Tag und Nacht mit Haut und Haar um ihr Kind gekümmert haben, fühlen sie sich überkümmert und wollen von niemandem mehr angefasst werden.  Das ist normal und darf auch erstmal so sein. Für eine aktiv gelebte Sexualität ist es aber gut, wenn du nach und nach übst, deinen Fokus immer wieder mal auf dich zu lenken und nachzuspüren, wie du dich fühlst und was du brauchst.

Übrigens: Manche Frauen verspüren schnell nach der Geburt wieder Lust auf Sex. Beispielsweise weil sie komplett aus dem Alltag katapultiert wurden oder stolz wie Bolle auf ihre Leistung sind, ein besonderes Gefühl von Nähe mit ihren Partner:innen verspüren und ganz wunderbar unterstützt und bekümmert werden. Auch das gibt es und ist normal.

6. Wenig Raum für euch

Wenn es euer erstes Kind ist, lernt ihr gerade im Intensiv-Crashkurs, wie man sich um ein Neugeborenes kümmert und dieser Job ändert sich alle paar Wochen. Ihr schlaft wenig und werdet rund um die Uhr gebraucht. Möglicherweise liegt ihr nicht nur in kompletter Harmonie zu dritt im Bett und kuschelt, sondern geht euch auch mal ziemlich auf die Nerven, streitet vor Übernächtigung und Überforderung und habt wenig Momente, in denen ihr euch aussprechen und nah sein könnt. So weit so normal.

Für gemeinsame Intimität & sexy time ist es aber sehr wichtig, dass ihr als Paar auch mal Raum für euch findet. Spannt eure Familie und Freunde ungeniert ein, euch mit Hausarbeit, Einkäufen und Babysitting zu unterstützen, damit ihr Zeit und Nerven füreinander findet!   

Foto Babybox Autorin Amelie Boehm

Amelie Boehm

Ich bin Amelie Boehm. Sexologin und Psychologin. Ich helfe Menschen, ihre eigene Sexualität zu verstehen, lustvoll zu gestalten und zu genießen – in meiner Basler Praxis und online. Meine Vision ist es andere dazu zu befähigen, offene und schambefreite Gespräche über die eigene Sexualität führen zu können. Genau dafür sind auch meine Artikel auf der Babybox & Family Plattform da. Denn wenn wir uns ehrlich austauschen, können wir langfristig erfüllten Sex erleben und ihn im Einklang mit unseren Wünschen und Bedürfnissen genießen.