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Papa in 3 Monaten

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Ob schleichend oder ganz plötzlich, auf einmal ändert sich alles. 

Es gibt aufregende Zeiten und es gibt Momente, die alles verändern. Mit viel Vorfreude, Fragen und Zweifel im Bauch beginnen auch werdende Väter eine unbekannte Reise. Diese wird nur selten betrachtet. Deshalb haben wir Christoph gefragt, uns in seine Gefühlswelt und Ansichten als werdender Papa Einsicht zu gewähren.

Wie geht es dir heute? Wie sieht ein typischer Tag bei Christoph aus- die vor dem Baby Edition?

Mir geht es sehr gut. Meine Frau Saskia und ich sind gerade im 9. Monat unserer Schwangerschaft angekommen. Wir schlafen zurzeit sehr viel und lassen es generell ruhig angehen. Da wir aufgrund von Corona sehr viel zu Hause sind, hat sich eine gewisse Morgenroutine etabliert, in der ich uns morgens einen Tee ans Bett bringe und danach machen wir Yoga. Aus meinem Büro von zu Hause arbeite ich als Strategieberater 38 h/Woche. Durch die Gleitzeitregelung meiner Firma kann ich viele Pausen einlegen, in denen Saskia und ich spazieren gehen oder ich für uns kochen kann.

Was hat sich seit der Schwangerschaft für euch geändert?

Man achtet auf einmal sehr darauf, was gekocht wird. Wir essen keinen Rohmilchkäse, das Fleisch muss durchgebraten sein und keinen Alkohol. Für mich ist es selbstverständlich auch diese Abstriche in meiner Ernährung zu machen, da Saskia das Gleiche getan hatte, als ich mich entschied, mich für einige Jahre vegan zu ernähren. Nur Parmesan gönne ich mir noch ab und zu, ansonsten esse ich das, was Saskia auch essen darf

Wann habt ihr bemerkt, dass ihr schwanger seid?

Tatsächlich kam der Moment schneller als gedacht. Wir haben auch natürlich sehr darauf geachtet, ob sich etwas verändern würde. Saskia hatte das Gefühl, als wäre sie schwanger und Tada, der Frühtest, hat es dann bestätigt.

Zudem hat jeder um uns herum auf den nächsten Schritt gewartet, da wir 2020 geheiratet haben und gerade in das Haus, in dem Saskia aufgewachsen ist, gezogen sind. Für uns war schnell klar, dass für uns der richtige Moment gekommen ist, ein Kind in die Welt zu setzen. Ich bin 39 Jahre alt, habe davor als Musiker gearbeitet, dann als Consultant und bin generell viel rumgereist. Saskia ist 29 Jahre alt und arbeitet als Psychotherapeutin. Es war ihr wichtig, ihr Staatsexamen fertig zu machen, bevor sie schwanger wurde. Im Frühling 2020 haben wir uns erstmals ernsthaft darüber unterhalten, dass wir beide uns ein Baby wünschen . 2021 haben wir dann die Pille abgesetzt und uns endgültig für ein Corona Lockdown Baby entschieden (lacht). Es ist eigentlich lustig, dass man sein ganzes Leben lang versucht nicht schwanger zu werden bis man realisiert, dass es eigentlich nur ein paar fruchtbare Tage in dem Hormonzyklus einer Frau gibt, in der sie schwanger werden kann.

Wie sahen deine ersten Gedanken aus, als du erfahren hast, dass Ihr schwanger seid?

Nach dem ersten positiven Schwangerschaftstest war ich noch gefasst, da noch so viel in den ersten Wochen einer Schwangerschaft passieren kann. Auch durch die Erfahrung von Freunden, die Fehlgeburten in den ersten Wochen ihrer Schwangerschaft erlitten haben, bin ich gefasster an die Situation gegangen. Erst als wir ein paar Wochen später bei unserer Frauenärztin nochmals die Bestätigung bekamen, wurde das Ganze für mich real, wo “Vater werden” zuvor noch ein abstrakter Gedanke gewesen war. Ich bin in einer Großfamilie aufgewachsen und wusste schon immer, dass ich Vater sein möchte. Aber erst Saskia hat bei mir diese Dimension geöffnet und den Wunsch, Vater zu werden, in die Realität geholt. Ich erinnere mich noch ganz genau, als ich das erste Mal den Herzschlag meines Kindes gehört habe. Ich war ganz gerührt. Da bleibt dann die Zeit für ein paar Sekunden stehen, bevor das Gedankenkarussell anspringt.

Wie sieht dein persönliches Gedankenkarussell aus?

Man wird auf einmal ein Vorbild und man bekommt eine Aufgabe zugeteilt, die nicht zeitlich begrenzt ist. Ich habe mit vielen Freunden, die bereits Väter sind, über meine Gefühle, Ängste und Erwartungen gesprochen. Vor allem auch darüber, wie das Ego sich auf einmal verändert. Der Versorgungsmodus rückt in den Vordergrund und sein eigenes Befinden in den Hintergrund. Ich hatte eigentlich überlegt, nochmals meinen Beruf zu wechseln, doch solche sachlichen Dinge werden plötzlich vollkommen unwichtig. Seine eigene persönliche Verwirklichung steht an zweiter Stelle. Die Dimension Zeit wird wichtiger und der Wunsch, so viel Zeit wie möglich mit seinem Kind zu verbringen, steht an erster Stelle.

Wann habt ihr eure Schwangerschaft verkündet?

Ich bin ein recht ungeduldiger Mensch. Mir fiel es sehr schwer, meine Freude für mich zu behalten und die Schwangerschaft nicht gleich allen zu verkünden. Eigentlich wartet man damit bis zur 12. Woche. Unseren Eltern erzählten wir es dennoch vorher. Beim Abendessen mit unseren Freunden trank ich noch eine Weile schnell das Glas Sekt für Saskia aus, bevor wir es Ihnen in der 13. Woche mitteilen konnten.

Das Vorbereiten auf das eigene Kind kann auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden. Organisatorisch, emotional, rational? Wie hast du dich darauf vorbereitet?

Emotional habe ich mich durch die Erfahrungen meiner Freunde auf die Geburt und die Zeit danach vorbereitet. Ich komme aus Freiburg und bekannterweise nehmen diese kein Blatt vor dem Mund, vor allem wenn es um das Thema Geburt geht. Ich folge Thought Leadern auf Twitter und habe dadurch viele Blogposts zur Vorbereitung gelesen.
Geburtsvorbereitungskurse stellen eine tolle organisatorische, aber auch emotionale Vorbereitung dar, da dort mögliche Erlebnisse (der Notkaiserschnitt und Schmerzmittel für das Wochenbett), die auf einen zukommen könnten, besprochen werden. Zudem haben wir sehr viel Zeit mit dem Einrichten des Kinderzimmers verbracht. Durch meinen Beruf ist es für mich sehr wichtig, eine Finanzplanung aufgestellt zu haben, damit wir wissen, wie wir die nächsten Jahre leben werden, was wir uns leisten können und wie viel wir sparen können. Ich habe auch schon einen E-Trade- Account für meine Tochter aufgesetzt, indem ich ab und zu Aktien kaufe. In Vorbereitung auf ein Kind denkt man viel nach, zum einen über die eigene emotionale Stabilität. Dieses Thema ist mir wichtig, da ich in der Zeit als Musiker recht unstete Zeiten erlebt habe, in denen man nicht längerfristig planen konnte, da man nicht wusste, was in der nächsten Woche ansteht. Ich lege viel Wert darauf, mit mir selbst gut umzugehen, damit ich für meine Familie eine Art Fels in der Brandung sein kann, denn man lebt nicht mehr für sich alleine, sondern für einen anderen Menschen. Da ich ein Vorbild für meine Tochter darstellen möchte, denke ich auch viel über meinen Umgang mit anderen Menschen nach. Wie nachsichtig ist man mit Menschen und wie wertschätzend ist man anderen gegenüber? Ich reflektiere mein eigenes Verhalten mehr. Im Straßenverkehr nicht zu schnell zu fahren. Gedankenkonstrukte, wie ich reagiere, wenn meine Tochter Drogen nimmt, entstehen im Alltag ganz von alleine.

Ich freue mich sehr darüber, eine Tochter großziehen zu können, da, wie ich finde, die Zeit der Frau gekommen ist. Und das Zeitalter für heranwachsende Männer, ihren Selbstwert zu finden, ohne in die alten Rollenbilder zu verfallen, schwieriger geworden sind.

Wie siehst du persönlich die Rolle als Vater?

Die Rolle als Vater ist das eine, aber viel wichtiger ist mir, die Rolle in den verschiedenen Phasen eines Vaters zu reflektieren. In den ersten Monaten entwickelt man (hoffentlich) ein Gespür dafür, was der Säugling braucht. Spannender wird es, wenn das Kind heranwächst und Forderungen an einen Vater stellt. Hier spielt die Reflexion, was ich für ein Vater sein will, eine tragende Rolle. Will ich eine aktive Rolle einnehmen und mit ihr spielen und für sie verfügbar sein? Was mache ich mit dem Kind? Was möchte ich ihm beibringen? Ich zum Beispiel freue mich jetzt schon, mit meiner Tochter zum Babyschwimmen zu gehen und hier eine aktive Rolle in ihrer Entwicklung zu spielen. In Zukunft kann ich mir auch gut vorstellen, mit meiner Tochter alleine zu Hause zu sein, während Saskia ihre Praxis aufbaut.

Welche Möglichkeiten gibt es für werdende Väter, ihre Partnerin vor und nach der Geburt zu unterstützen?

Vor der Geburt: da zu sein, die Hausarbeit zu machen, Einkaufen zu gehen und zu kochen. Emotional stabil zu sein und sich in seinen eigenen Stimmungen zurückzunehmen, um den emotionalen Druck aus der Beziehung zu nehmen, da es unglaublich anstrengend ist, schwanger zu sein. Rückenmassagen geben, da vor allem der untere Rücken oft sehr schmerzt.

Wie hat sich die Beziehung zu deiner Partnerin während der Schwangerschaft verändert?

Wir gehen noch achtsamer miteinander um. Wir verstehen uns viel mehr als eine Einheit und lassen uns von außen nicht stressen, wie Eltern die Dinge mit planen wollen. Wir kuscheln mehr und achten generell mehr auf die Bedürfnisse des Partners.

Bei euch sind es noch 6 Wochen bis zur Geburt. Was möchtet ihr vorher unbedingt als Paar noch erleben/genießen/ tun?

Wir würden unglaublich gerne mehr essen gehen oder zu einem Spa gehen. Wir hätten vor der Schwangerschaft noch gerne einige City Trips gemacht, wie zum Beispiel nach Rom. Aber leider fällt dies durch Corona weg.

Danke Christoph, dass du uns ein wenig mit auf deine Vorbereitung auf die Reise als frischgebackener Papa mitgenommen hast. Wir wünsche dir und Saskia alles Gute!

Foto Autor Bernd Roschnik mit Kind auf den Schultern

Interview mit

Bernd Roschnik

Ich bin Papa Bernd. Langsam beginnt mein Namen zu meinem Alter zu passen, auch wenn es noch ein paar Jahre dauern wird, bis ich Opa bin. Mein Sohn ist im März 2021 geboren. Der Weg bis dahin war nicht immer einfach. Mein Kinderwunsch erfüllte sich erst über Umwege in einer Kinderwunschpraxis. All das hätte ich ohne meine unfassbar starke und tapfere Ehefrau nicht geschafft. Papa zu sein hat für mich viele Höhen, aber auch so manche Tiefs. Noch nie in meinem Leben war ich gleichzeitig so glücklich und so überfordert. Aber mit jedem Tag gewinne ich mehr Sicherheit und werde gelassener. Besonders glücklich macht mich, dass ich viel Zeit mit meinem Sohn verbringen kann und wir schon ein richtiges Team sind.