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Baby Blues: Was jetzt besonders wichtig ist

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Gerade wenn du denkst, dass die Gefühlsausbrüche aus der Schwangerschaft endlich vorbei sind, können sie dich vollkommen übermannen – denn die hormonelle Umstellung nach einer Geburt hat es wirklich in sich. Und das ist vollkommen normal, denn der Baby Blues, wie man den abrupten Abfall der Hormone nennt, kann sich auf das gesamte Wohlbefinden auswirken und die Gefühle komplett verrückt spielen lassen. Hinzu kommen der nie so zuvor dagewesene Schlafmangel, kräftezehrendes Stillen, und natürlich die Nachwirkungen der Geburt selbst, die den Körper besonders in den ersten Tagen immens strapazieren. Das ist schlichtweg viel – und es ist okay, das auch zu fühlen. 

Oft kommt ein Baby Blues ziemlich unerwartet und ziemlich unvorbereitet, dafür aber mit vollem Karacho. Manche Frauen fühlen ihn mehr, manche weniger – aber die wenigsten Frauen werden davon verschont. Das Gute daran: In den allermeisten Fällen ist alles in wenigen Tagen oder sogar Stunden vorbei. Trotzdem ist es so wichtig, schon vorab Bescheid zu wissen, dass diese Gefühle in den ersten Tagen nach der Geburt eben nicht nur vorkommen können, sondern wirklich komplett normal sind. Gib ihnen den Raum, den sie brauchen – und gib dir selbst die Zeit und die Erlaubnis, damit umzugehen!

Baby Blues: Was ist das überhaupt?

Grundsätzlich ist der Baby Blues (auch Postpartum Blues genannt) eine emotionale Verstimmung, die durch den Abfall der Hormone Östrogen und Progesteron nach der Geburt, sowie die einhergehende Erschöpfung durch Geburt und Schlafmangel auftreten kann – mal mehr, mal weniger. Meist tritt der Baby Blues zwischen dem dritten und fünften Tag postpartum auf, in zumindest milder Form erwischt er die meisten Frauen. Niedergeschlagenheit, emotionale Achterbahnfahrten und ganz plötzliche, alles-übermannende Ängste können alles Symptome sein. Obwohl es doch eigentlich die glücklichste Zeit deines Lebens sein sollte, ist dir die meiste Zeit nur zum Weinen zumute und es scheint einfach alles überwältigend. Wichtig ist, dass Du diese Gefühle zulässt und ernst nimmst. 

Denn während ein Baby Blues sich innerhalb von ein paar Tagen oder sogar Stunden fast von ganz alleine wieder reguliert, wenn dein Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht kommt, können diese Symptome in wenigen Fällen auch Anzeichen einer postpartalen Depression sein. Auch Wochenbettdepression genannt, ist diese eine echte, tiefergehende psychische Beeinträchtigung und zwar gut behandelbar, aber oft schwer überhaupt zu erkennen. Denn wer will schon zugeben, dass eben doch nicht alles so magisch ist, wie das von allen Seiten tönt? Dass vielleicht sogar die negativen Gedanken überwiegen und die Mutterliebe nicht gleich auf Knopfdruck da war, sobald du dein Baby in den Armen hattest? Trotzdem ist besonders hier professionelle Hilfe gefragt, denn anders als ein Baby Blues vergeht eine Wochenbettdepression nämlich nicht mit der Zeit. 

Eins ist ganz klar: du bist nicht alleine mit deinen Gefühlen

Denn glaub uns, es ist vollkommen normal, dass deine Gefühle verrückt spielen – das geht und ging uns allen so! Dein Körper hat in den letzten neun Monaten ein absolutes Wunder vollbracht und ein neues Leben geschaffen – da braucht es etwas Zeit, bis alles wieder verheilt und auf Reset ist. Was in neun Monaten herangewachsen ist, kann schließlich nicht in wenigen Stunden einfach vorbei sein. Alles, was du fühlst, ist sowas von berechtigt und normal.


Das Wichtigste dabei ist – und zwar in jedem Fall! – diese Gefühle mit jemandem zu teilen. Darüber zu sprechen hilft ungemein. Ob Partner, Hebamme, Freundin, die eigene Mutter oder wer auch immer dir am nächsten steht: Du kannst und solltest immer etwas sagen. Manchmal hilft es schon, die Dinge anzusprechen und zu teilen.

Zusätzlich sorgt das noch dafür, dass dein Umfeld sensibilisiert wird – und das Thema generell präsenter wird. Denn auch wenn es in dem Moment vielleicht nicht hilfreich ist, das Wissen dass es eben nicht nur dir so geht, ist so wichtig um zu verstehen, was gerade in deinem Körper passiert, und das als solches anzunehmen. 

Was jetzt besonders wichtig ist?

Ruhe, Kuscheln, Regeneration: Die Dinge, die im Wochenbett grundsätzlich unheimlich wichtig sind, nehmen bei einem Baby Blues noch an Bedeutung zu. Ausruhen, so viel wie möglich schlafen, Kuscheln mit dem Baby und verwöhnen lassen, um schnell  wieder zu Kräften zu kommen: Genau dafür ist das Wochenbett schließlich da. Viel nackter Hautkontakt mit dem Baby ist zudem wichtig für die Oxytocin Produktion, das sogenannte “Liebeshormon” – das ist nicht nur bindungsfördernd, sondern auch stimmungsaufhellend. 

Ganz wichtig: Lass dich wirklich umsorgen und unterstützen, denn Unterstützung im Wochenbett ist einfach essentiell und kann dir einiges an Stress nehmen. Diese ist aber keinesfalls gleichzusetzen mit Besuch – hier gilt generell im Wochenbett: Hör darauf, was dir gut tut! Wenn du Freund:innen und Familie um dich haben möchtest, ist das (in Maßen) natürlich gut und kann auch bei einem Baby Blues fördernd sein. Falls diese (und die Erwartungen, die sie mit sich bringen!) dich aber eher noch weiter herunterziehen, ist es mehr als in Ordnung, klare Grenzen zu setzen. 

Und in jedem Fall gut zu wissen: Wenn sich der Hormonhaushalt nach den ersten Tagen wieder einigermaßen eingependelt hat, klingen auch die Symptome des Baby Blues in der Regel wieder ab. Hier gilt also wieder: wenn du merkst, dass das nicht der Fall ist, vertraue dich bitte deiner Hebamme oder deiner Ärztin oder deinem Arzt an, wenn du merkst dass diese Gefühle länger andauern. 

Andere nützliche Links

Auch die Deutsche Depressionshilfe unter der 0800/33 44 533 kann unterstützen, Hilfe zu finden. Der Verein Schatten und Licht hat zahlreiche Links zur Vermittlung von Fachleuten, Selbsthilfegruppen wie auch Online Therapie Angebote. Auch lokale Krisendienste und Hebammen- oder Arztpraxen können helfen, dir die richtigen Stellen zur Hilfe zu vermitteln. Und in jedem Fall lohnt sich das Buch "Darauf waren wir nicht vorbereitet" von Tanja Sahib um mit jeglichen kleinen und größeren psychischen Krisen, die nach der Geburt auftreten können, besser umzugehen.