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Neues Baby, neuer Job, und trotzdem Work-Life-Balance? Interview mit der Senior Customer Experience Managerin bei ooia

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Zurück in den Job mit Baby bringt so einige Herausforderungen mit sich. Wie ist das dann, wenn man direkt in einen neuen Job startet, in dem man doch eigentlich direkt Vollgas geben möchte? Wir haben dazu mit Carolin, der neuen Customer Experience Managerin von ooia, gesprochen über den Identitätswandel zur berufstätigen Mutter. Wir reden über ihre Erkenntnisse, Ratschläge und inspirierenden Beobachtungen rund um die Erkenntnis, dass Elternschaft kein Ausschlusskriterium sein sollte, sondern Mitarbeiter noch wertvoller für ein Unternehmen machen kann.

Hallo liebe Carolin, danke dass du dich heute mit uns unterhältst! Du bist vor 20 Monaten Mutter geworden und deine kleine Tochter ist jetzt fast 2 Jahre alt. Wann hast du für dich entschieden, dass es an der Zeit ist, wieder arbeiten zu gehen? 

Das war ein Prozess. Drei Monate nach der Geburt dachte ich, ich könnte nie wieder arbeiten. Das war eine sehr intensive Zeit, in der jeder Gedanke meine Tochter galt und sie unseren Lebensalltag bestimmte. Erst 7 Monate nach der Geburt hatte ich wieder Kapazitäten, mir über andere Dinge Gedanken zu machen und über meine berufliche Zukunft nachzudenken. Im Grunde wusste ich schon immer, dass ich recht früh wieder in die Arbeitswelt einsteigen möchte, da ich sehr gerne arbeite. Auch hatte ich das Privileg für mich selbst zu entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt ist, um wieder arbeiten zu gehen, ohne mir Sorgen um Geld machen zu müssen. So bin ich dann 9 Monate nach der Geburt von Elodie wieder in die Berufswelt eingestiegen.

Du bist ja nicht nur 9 Monate nach der Geburt zurück in einen Job gestartet, sondern in eine neue Position bei einem vollkommen neuen Unternehmen ?

Ja, das war wirklich ein schöner Zufall. Ich bin damals mit meiner Nachbarin spazieren gewesen, als sie mich fragte, ob ich wieder in meine alte Job Position als Senior Operations Managerin zurückgehen würde. Ich war mich sicher, wieder zurück in meinem bisherigen Job zu gehen, außer es würde eine Stelle bei ooia, dem Periodenunterwäsche Start-up frei werden. Und wie es der Zufall so will, suchte Ooia gerade in diesem Monat einen Senior Customer Experience Managerin.

Warum wolltest du bei ooia arbeiten?

Ich folge ooia schon lange auf Instagram. Dort sprechen die beiden Gründerinnen Kati und Kristine sehr offen über ihre Arbeitsphilosophie. Sie versprechen ein hohes Grad an Flexibilität und vor allem Vertrauen an ihre Mitarbeiter. Das war mir sehr wichtig, da ich vor allem in meiner Anfangszeit bei ooia noch sehr an den Rhythmus meiner Tochter gebunden zu sein. Aber vor allem gab mir das Wissen, dass sowohl Kristine als auch Kati aus eigener Erfahrung wissen, was es bedeutet, eine berufstätige Mutter zu sein, das Vertrauen mich auf diese Position zu bewerben. Sie wissen, dass es manchmal vorkommt, virtuelle Arbeitsmeetings mit einem Kind auf dem Schoß halten zu müssen und dass man vor allem in den ersten paar Monaten um 15 Uhr zu Hause sein muss, um meine Tochter rechtzeitig zu stillen. Dieses Verständnis wurde mir von Anfang an entgegengebracht. Auch mein Wunsch, die ersten 3 Monate als Teilzeitkraft in den Job zu starten, konnte problemlos umgesetzt werden.

Welche Vorstellungen/Ängste hattest du im Bezug auf was dich in der Arbeitswelt mit Kind erwarten würde? 

Mich beschäftigte es sehr, dass Elodie die Flasche nicht akzeptiert hat, da ich sie bis dahin voll gestillt hatte. Meine Gedanken kreisten sehr oft um die Frage, ob ich eine gute Mutter bin, obwohl ich arbeiten gehe, anstatt ständig verfügbar zu sein. Ich fragte mich, ob ich egoistisch bin, weil ich den Wunsch, arbeiten zu gehen, vor das Umsorgen meines Kindes stelle. 

Mit der Zeit lernte ich, dass es Elodie natürlich auch gut geht, wenn ich nicht zu Hause bin, und dass sie es genießt, Zeit alleine mit ihrem Papa oder der Oma zu verbringen. Dass sie dadurch von klein auf lernt, eigenständig zu sein. Und ich eine bessere Mutter sein kann, da mich das Arbeiten glücklich macht. Natürlich bedeutet dies aber auch oft, dass ich jetzt, da ich in Vollzeit arbeite, auch mal abends noch arbeite, um tagsüber mehr Zeit mit ihr zu verbringen.

Wie sieht ooia die Vereinbarkeit von Familienleben und Beruf und steht sie hinter den eigenen Mitarbeitenden in dieser Hinsicht? 

Von Anfang an konnte ich alle Karten auf den Tisch legen. Ich konnte mit Kristine sehr offen über die Rahmenbedingungen unserer Zusammenarbeit sowie meine und ihre Prioritäten sprechen. Sie wusste von Anfang an, wie alt meine Tochter war und dass ich zum Beginn meiner Arbeit noch ziemlich voll stillte. Vor allem auch, weil Kristine selbst Mutter von 2 Kindern ist, bringt sie automatisch mehr Verständnis für die unerwarteten Überraschungen des ersten Kita-Winters und die sehr oft zu kurzen Nächte als Mama auf. 

Mein Mann und ich haben uns zusammengesetzt und ausgerechnet, wie viele Stunden ich am Anfang bei ooia arbeiten könnte und ab welchem Zeitpunkt ich dann Vollzeit in den Job einsteigen kann. Ich hatte Glück, dass mein Mann Tobi sich von Anfang an viel um unsere Tochter kümmern konnte. Er hatte sich nach der Geburt 7 Wochen Urlaub genommen und dann 2 Monate Elternzeit genommen, als ich den Job bei ooia anfing.

Wie war der Übergang zur Berufstätigkeit als Mutter? Was hilft dir in deinem Joballtag beides zu meistern? 

Tobi und ich setzen uns einmal in der Woche zusammen und organisieren die Woche. Wir besprechen wichtige Termine, wann wer ins Büro muss und ob die Oma auf Elodie aufpasst, wenn wir mal keine Zeit haben. Diese Planung war vor allem in der Corona Zeit, in der man nie wusste, was der nächste Tag bringen würde, eine wichtige Stütze. Wir lernten mit der Zeit, dass es uns hilft, verschiedene Szenarien zu erstellen, wie ein Tag ablaufen könnte, um schnell auf die wechselnden Ereignisse reagieren zu können und so Stress zu vermeiden. So gab es ein Szenario für wenn Elodie in den Kindergarten geht und wenn Elodie aufgrund eines Corona Falls nicht in den Kindergarten gehen kann. 

Wir bekommen sehr viel Unterstützung von unserer Familie und haben zusätzlich eine Babysitterin, die einmal pro Woche kommt. Manchmal kommt sogar eine befreundete Mama mit ihren Kindern vorbei und spielt mit den Kindern, während ich ein Meeting habe – diese Unterstützung ist Gold wert und ohne sie wäre vieles nicht so gut möglich!

Genau deshalb war es uns wichtig, Elodie schon früh auch an andere Menschen als uns gewöhnen. Das hat zum Glück  sehr gut geklappt, da unsere Familien sehr involviert in die Erziehung von Elodie sind. Zusätzlich gibt es viele kleine Dinge, die uns den Alltag um so vieles einfacher machen. Wir lassen uns unsere Lebensmittel liefern, anstatt einkaufen zu gehen. Ich mache Sport von zu Hause, anstatt in ein Fitnessstudio zu gehen. So versuche ich unnötigen Stress zu vermeiden, da ich trotzdem nicht immer sehr viel Zeit für mich alleine habe.

Wie bewertest du Arbeit jetzt generell, wo du ein Kind hast, wie hat sich deine Art zu arbeiten evtl. geändert?

Ich bin auf jeden Fall stressresistenter geworden(lacht). Ich gehe viel gelassener an einige Sachen heran, um die ich mir früher viel mehr Gedanken gemacht hätte. Mir geht es gut, wenn es meiner Familie zu Hause gut geht. Dann ist schon viel geschafft. 

Worüber warst du das letzte Mal von dir enttäuscht?

Nicht enttäuscht, aber ich hatte sehr viele Momente während der Kita Schließungen aufgrund der Corona Pandemie, mit denen ich zu kämpfen hatte. Ich hatte stets das Gefühl mich um mein Kind kümmern zu müssen, es beschäftigen zu müssen während ich arbeite. Dann kommt sehr schnell das Gefühl von Hilflosigkeiten übereinen, da man weder der Arbeit noch der Erziehung des Kindes die volle Aufmerksamkeit schenken kann. Diese “mom guilt” kam das letzte Mal bei mir auf als ich Elodie einer ihrer Lieblingsbeschäftigung zum spielen gegeben hatte mit dem Wissen, dass sie lange spielen würde, kurz bevor ich mich in ein wichtiges Meeting eingeloggt habe. Dabei würde ich gerne Elodie selbst entscheiden lassen, womit sie wann spielt. 

Manchmal mache ich mir auch viel zu viele Gedanken und hinterfrage meine getroffenen Entscheidungen. In solchen Situationen hilft es mir daran zu denken, was ich einer guten Freundin raten würde, das erlaubt mir, meine eigenen Ansprüche zu hinterfragen und die Situation neu zu beurteilen.

Was würdest du dir für zusätzliche Unterstützung wünschen?

Meiner Meinung nach waren die Kitas besonders während der Corona Zeit sehr auf sich allein gestellt. Ihnen bzw. den Eltern wurden wichtige Entscheidungen überlassen, die eigentlich von den Gesundheitsämtern getroffen werden sollen. So war es den Eltern überlassen, ob sie ihr Kind zur Kita bringen mit der Bitte, sie möglichst weiterhin zu Hause zu lassen, da ein Mangel an Erziehern herrschte. Ich habe einige Male mit mir gerungen, meine Tochter in die Kita zu bringen, obwohl ich privilegiert bin, von zu Hause zu arbeiten und nicht darauf angewiesen bin, mein Kind aufgrund meines Berufs in die Kita zu bringen. Es hätte einiges einfacher gemacht, wenn die Politik hier klare Linie geschaffen hätte unter welchen Bedingungen man sein Kind wieder in den Kindergarten bringen kann und generell mehr Wert auf Unterstützung von Kitas und Eltern gelegt hätte

Wie gelingt es dir, neue Grenzen für deine Work-Life-Balance zu schaffen?

Indem ich sie setze und dann beibehalte. Mir ist es zum Beispiel sehr wichtig, mein Abendritual mit Elodie zu haben, da ich mich in dieser Zeit vollkommen auf sie fokussieren kann. In dieser Zeit bin ich für mein Team nicht erreichbar. An vielen Tagen stelle ich ab 21 Uhr meinen Bildschirm auf schwarz-weiß, um mir das unbewusste Greifen zum Handy unattraktiver zu machen. So versuche ich, das Berufsleben von Privatleben zu trennen. Klappt natürlich nicht immer, aber meistens recht gut!

Hast du Ratschläge für Mütter oder Eltern, wie sie ihre Fähigkeiten zur Selbstfürsorge entwickeln können, auch bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz?

Für uns war es sehr wichtig, zu zweit zu sein. Mein Partner und ich halten uns gegenseitig den Rücken frei. Da wo es geht, sich die Freiheit zu nehmen und einfach mal 20 min lang nichts tun. Das ist ein Privileg, was leider nicht jede Familie hat. Mir hat es auch sehr geholfen zu wissen, dass die Entscheidung wieder weniger zu arbeiten, wenn es doch nicht funktioniert in meiner Hand liegt und meine Familie mich bei jeglichen Entscheidungen unterstützen würde. Ich gehe jeden Tag spazieren, entweder mit Elodie oder allein. Das hilft mir, einen freien Kopf zu bekommen und Energie zu tanken. Wenn mein Kopf von den ganzen Online-Meetings summt, meditiere ich für 10 Minuten. Auch wenn Yoga seit der Geburt von Elodie zu kurz kommt, versuche ich es von zu Hause aus mit Apps in meine Woche zu integrieren.

Vielen Dank Carolin, dass du ein wenig aus deinem Leben als berufstätige Mutter erzählt hast! Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute!