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Das “Dorf” um uns

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“It takes a village to raise a child” - Afrikanisches Sprichwort 

Früher war das Leben in Gemeinschaften selbstverständlich. Seit den Anfängen der Menschheit war es sinnvoll und überlebenswichtig, in unmittelbarer Nähe zu anderen zu leben, Nahrung und Werkzeuge zu teilen, einander zu schützen und Ideen auszutauschen. 

Das vergangene Jahrhundet der Gemeinschaft hat sich stark verändert. Familien leben nicht mehr so ​​generationsübergreifend zusammen wie früher und die Attraktivität der Kleinfamilie wuchs.  

Das Sprichwort „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen“ ist immer noch wahr. Doch auf dem Weg durch die Zeit haben wir das Dorf verloren, das wir brauchen, um Kinder auf fürsorgliche, kreative und sichere Weise aufzuziehen, ohne dabei selbst auszubrennen. 

Dabei ist Gemeinschaft so wichtig, sie erhält unsere Gesundheit - körperlich und emotional. 

Sie hat viele Vorteile: Von kleinen Dingen wie Essenstausch oder einem Ratschlag von Älteren bis hin zu größeren Benefits wie einem vertrauenswürdigen Freund, bei dem wir unsere Kinder lassen können. Zudem verpassen wir Eltern und unsere Kinder ohne Gemeinschaft Erfahrungen, die uns aufbauen und uns mit anderen Lebensweisen und der Auseinandersetzung mit der Welt vertraut machen.

Am Ende fühlen wir Eltern uns in unserem Alltag isoliert und allein, wir denken: “Nur uns geht es so” - da niemand unsere Gefühle und Erfahrungen validiert. 

Wie können wir unser Dorf kreieren oder aktivieren?

Wir können uns zuerst in unserem nächsten Umfeld umsehen und Familie und Freunde einbeziehen. Entgegen unserer Vorstellung empfinden diese es oft als wunderschön, uns - auch regelmäßig - zu unterstützen und an unserem Leben und dem unserer Kinder aktiv teilnehmen zu können, statt Besucher zu bleiben. 

Für Austausch unter Eltern mit Babys/Kindern im gleichen Alter bieten Geburtsvorbereitungskurse, Prä- und Postnatale Sport- oder Yoga-Gruppen, Elterngruppen, Rückbildungskurse, und Aktivitäten mit Kindern, wie z.B. PEKiP gute Möglichkeiten, mit anderen Eltern in Kontakt zu kommen. 

Den Wunsch, sich hier zu verbinden, dürfen wir ganz aktiv in diesen Gruppen äußern. Der Erfahrungsaustausch ist unheimlich wertvoll und häufig auch Teil des Konzepts. Denn hier werden Gefühle, Erfahrungen, Probleme und Fragen gleichermaßen geteilt wie auch Wissen, die neusten Baby-Hacks für’s Einschlafen oder die beste App zum Beikoststart. Und das tut so gut. 

Natürlich können auch eure Hebamme, eure Doula, die Kinderärztin, der Ostheopath oder der Babysitter Teil eures Dorfes sein - guckt auch hier, dass ihr Menschen findet, denen ihr vertraut und mit denen ihre euch wohlfühlt. 

Das ist ja das schöne an UNSEREM Dorf: WIR dürfen die Menschen dazu einladen. :) 

Mir war es ein Bedürfnis, meinem “Dorf” einen Brief zu schreiben, um Gespräche anzuregen und mich zu öffnen. Lest gerne rein!

Ein Brief an das Dorf

Liebes “Dorf”, 

wenn wir es auch vorher nie gesagt haben, oder gedacht hätten und ganz bestimmt nicht erahnen konnten, wie es sein würde, wenn wir Eltern sind, ist eines sicher: Wir brauchen euch heute mehr, als jemals zuvor. Wenn wir auch geschworen haben, dass alles gleich bleibt, ist gefühlt nichts
mehr, wie es vorher war. 

Gebt uns Zeit, unsere neue Situation zu ergründen. Begleitet uns dabei, so wächst unsere Verbindung auch unter diesen neuen Umständen weiter. Wenn ihr eure Erfahrungen teilt, seid nicht enttäuscht, wenn wir uns für unseren eigenen Weg entscheiden. Euer Wissen und eure Offenheit sind wichtige Wegweiser für uns. Wenn wir Hilfe ablehnen, erinnert uns daran, dass es in Ordnung ist, sie anzunehmen und wir nicht alles alleine stemmen müssen. Wir nehmen die Last schnell auf unsere Schultern und manchmal ist schon jeder zusätzliche Gedanke zu anstrengend. Wenn wir müde aussehen, sagt es uns nicht. Wir wissen es. Wir fühlen es. Ein heißer Kaffee oder das Angebot, mit dem Baby spazieren zu gehen, damit wir etwas ausruhen können, hilft uns viel mehr. Wenn ihr seht, wie wir kämpfen, angestrengt oder
verzweifelt sind, bleibt bei uns. Lasst alle Bewertung außen vor, wir
gehen schon selbst so hart mit uns ins Gericht. 

Sagt uns: 

Es wird besser. 

Es ist nur eine Phase. 

Es wird bald anders sein. 

Ihr macht das gut. 

Wir sind da.  

Wenn wir Fehler machen, lasst uns gemeinsam darüber lachen. Oder weinen. Mit euch an unserer Seite fühlen wir uns sicher und schöpfen Kraft, um weiterzumachen.

Wenn ihr nichts von uns hört, ärgert euch nicht. Vielleicht sind unsere Batterien alle. Fragt nach uns. Wir freuen uns über eure Nachrichten. Wir antworten dann zu unmöglichen Zeiten, wenn das Baby wieder schläft, aber wir hellwach im Bett liegen. Versprochen. 

Sagt uns, wie süß unser Kind ist. Wie schön die Beziehung zwischen uns und unserem Baby ist. Es bedeutet uns viel, von euch gesehen zu
werden.  Wenn wir Entscheidungen treffen, unterstützt uns, egal ob ihr
diese nachvollziehen könnt, oder nicht. Vertraut uns, wir haben alle
Möglichkeiten in Erwägung gezogen und sicher ein paar Stunden Schlaf
geopfert.

Wenn wir kurzfristig absagen, seid euch sicher, es tut uns sehr leid. Wie gerne würden wir diese große, neue Verantwortung zeitweise abgeben, um einfach nur Zeit mit unseren Lieben zu verbringen. 

Erzählt uns von eurem Leben, auch, wenn wir vergessen zu fragen. Es interessiert uns wie es euch geht und ihr seid uns wichtig, auch wenn Mental Load und Still-Brain uns gerade ablenken. Kommt in Kontakt mit unseren Kindern. Wir können uns nichts Schöneres für sie vorstellen, als von so wundervollen Menschen wie euch geprägt zu werden. Gebt ihnen mit, was ihr über das Leben gelernt habt. Lernt mit uns gemeinsam Neues.

Lasst uns als Dorf spielen, fühlen, streiten, lieben, die Welt entdecken, Erinnerungen schaffen, das Leben leben. 

Seid präsent, bleibt in Verbindung, lasst uns nicht allein. 

Lasst uns zusammen sein. 

In Liebe und Dankbarkeit, 

die neuen Eltern in eurem Dorf.

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Foto von Babybox Autorin Annika Brix

Geschrieben von

Annika Brix

Annika Brix begleitet Familien als Doula und und ist Co-Founderin einer Kommunikationsagentur mit dem Fokus auf Female Empowerment, Diversity und Nachhaltigkeit. Die bald zweifache Mutter schreibt und reflektiert über Mutter- und Elternschaft, unter anderem auf ihrem Instagram-Account @REFLECTINGMOTHERHOOD. Neben dem digitalen Austausch bringt sie Mütter in Supper Clubs und Mother Circles zusammen. Annikas Mission ist es, Familien - und vor allem Mütter - in ihren Erfahrungen zu begleiten und in ihrem Selbstverständnis zu bestärken.